Österreichische THL-Tage 2022
Die „Technischen Hilfeleistungstage“ in Österreich werden seit dem Start 2010 in Zirl (Tirol) jährlich veranstaltet.
Bei dieser Veranstaltung werden schwere Verkehrs-Unfallszenarien nachgestellt, um dann von den teilnehmenden Rettungsteams abgearbeitet zu werden. Die Teams werden dabei von internationalen Schiedsrichtern und speziell geschulten Unfalldarstellern genau beobachtet und bewertet.
Ziel ist es, den Sanitäter zum Verletzen in das Unfallfahrzeug zu bringen. Dieser kann dort den Zustand und das Verletzungsmuster beurteilen, um dann die entsprechende Rettungsstrategie an das Team weitergeben zu können.
Ermöglicht der Zustand des Patienten eine „wirbelsäulenschonende“ achsengerechte Rettung, sollte diese in der Sollzeit von 20 Minuten durchgeführt werden. Diese Zeitvorgabe ist mit dem Richtwert der „Golden hour of shock“ begründet, wobei 20min für Alarmierung und Anfahrt, und 20 min für den Transport ins Krankenhaus vorgesehen sind.
Nach Abarbeitung des Unfallszenarios, bekommen die teilnehmenden Teams die Möglichkeit mit den Schiedsrichtern und Patientendarstellern in der Feedbackrunde ihre individuellen Verbesserungspotentiale gemeinsam zu besprechen.
Somit ist die Rescue Challenge absolut nicht als Wettbewerb zu sehen, sondern als Ausbildungsveranstaltung. Selbst als Zuschauer kann man dabei durch Beobachten der anderen Teams lernen und durch Gespräche und Diskussionen mit anderen neues Wissen erwerben und vorhandenes vertiefen.
Durch gleiche Arbeitsweisen und Rettungsstrategien ist diese Veranstaltung ähnlich der VFDU Rescue Challenge in Deutschland sowie der international stattfindenden World Rescue Challenge zu sehen.
Diese Veranstaltung bietet die Möglichkeit das eigene Wissen, und die Zusammenarbeit im Team unter realen Bedingungen unter Beweis zu stellen. Auch die Trainings in der Vorbereitung zu dieser Veranstaltung verbessern die Zusammenarbeit, und verbessern die Routine der Teams.
Kommandant Wakolbinger fand 2019 in Rohrbach dafür die treffenden Worte:
„Die wahren Gewinner dieser Veranstaltung wissen aber noch nichts davon. Das sind jene Menschen, denen wir in künftigen Notlagen helfen müssen, und das Glück im Unglück haben, in die Hände von bestens ausgebildeten und vorbereiteten Feuerwehrfrauen und -männern zu gelangen“.
Was sind die THL Tage:
Die THL-Tage sind ein alljährliches Zusammentreffen von Feuerwehren unterschiedlicher Nationalität, um die strukturierte Rettung von Personen nach Verkehrsunfällen auf professionellstem Niveau zu trainieren, Wissen auszutauschen und um Freundschaften zu knüpfen und zu pflegen.
Warum THL wichtig ist:
Fahrzeugtechnologien und die präklinische Versorgung von Unfallpatienten haben sich in den letzten Jahren weiter rasant verändert. Fahrzeuge müssen immer stabiler und sicherer gebaut werden, doch die Unfallmedizin verlangt eine immer schnellere und dennoch schonende Rettung und Transport von Verletzten in eine Klinik. Das Aufgabenfeld wird für die Feuerwehr somit immer komplexer und schnelllebiger.
Veranstaltungen wie die THL-Tage helfen uns mit den neuen Technologien Schritt zu halten und neue Erkenntnisse weiterzugeben. Nur eine strukturierte Arbeitsweise schafft ein Umfeld, in dem man diesen Anforderungen gerecht werden kann. Diese Arbeitsweise von internationalen und erfahrenen Trainern bewerten zu lassen, bietet die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.
Wer daran teilnimmt:
Es kann weltweit jedes Team teilnehmen, sofern es in ihrem Zuständigkeitsbereich für die technische Menschenrettung verantwortlich ist. Bisher stellten die Teams immer einen Mix aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Luxemburg und England dar. Einige österreichische Teams haben bereits selber Erfahrung auf internationalem Niveau.
Was ist THL bzw. TRT?
Seit einigen Jahren gibt es Veranstaltungen, die sich speziell mit dem Thema THL oder auch TRT beschäftigen. THL steht für TECHNISCHE HILFELEISTUNG. TRT kommt aus dem englischen und bedeutet TECHNICAL RESCUE TEAM. 2010 hielt die Feuerwehr Zirl in Tirol erstmals in Österreich eine derartige Veranstaltung ab.
THL ist eine Ausbildungsveranstaltung mit dem Schwerpunkt der patientengerechten Rettung von Personen aus verunfallten Fahrzeugen mit wenig Personal und genauer Aufgabenverteilung. Ziel ist natürlich der gegenseitige Lerneffekt und der Erfahrungsaustausch der Feuerwehren unter sich. Auch wenn das Ganze unter Beobachtung von Schiedsrichtern stattfindet, ist es kein Bewerb im herkömmlichen Sinn, sondern es steht einzig und allein das Lernen an oberster Stelle.
Was passiert bei den THL-Tagen?
Der Veranstalter überlegt sich im Vorfeld verschiedene Unfallszenarien und die dadurch entstehenden Rettungswege und hält diese im Aufbauplan fest. Ein Verkehrsunfall wird mit einem oder zwei Fahrzeugen und weiteren Hindernissen dargestellt. Eine Person wird als Verletzter im Fahrzeug positioniert. Wie der Unfall dargestellt ist einzig und allein der Kreativität der durchführenden Feuerwehr überlassen. Die Autos können dabei auf den Rädern stehen, auf der Seite oder auch am Dach liegen. Dazugestellte Hindernisse wie Elektrokästen, Bäume oder Eisenstangen erschweren die Rettung und dürfen nicht bei Seite geräumt werden.
Das antretende Team, zieht bei der Anmeldung den in einem verschlossenen Kuvert befindlichen Aufbauplan. Alle Teamteilnehmer gehen spätestens 30 Minuten vor dem Startzeitpunkt in den Umkleidebereich in Quarantäne.
Das Aufbauteam bekommt nun den gezogenen Aufbauplan des Teams, und baut das entsprechende Unfallszenario basierend darauf auf.
Nach der Fertigstellung des Unfallszenarios, kommt das Rettungsteam aus der Quarantäne, und wie bei einem realen Unfall sieht das Team das abzuarbeitende Szenario nach Eintreffen am Pit, um muss hier in den ersten Sekunden sich ein Bild von der Lage machen, um dann die richtige Rettungsstrategie zu überlegen und abzuarbeiten.
Das Team wird dabei von den Schiedsrichtern genau beobachtet, wobei sowohl Positives als auch Verbesserungspotential für die anschließende Abschluss-Besprechung genau notiert wird.
Das Team, bestehend aus sechs Personen, hat im „Standard Pit“ 20 Minuten Zeit die verletzte Person so schonend wie möglich aus dem Unfallfahrzeug zu befreien. Dabei sind einsatztaktischen Maßnahmen zu beachten. Der Gesundheitszustand des Unfallopfers bleibt stabil wenn der innere Retter die entsprechenden Maßnahmen durchführt.
Wie lange dauert ein Standard Szenario?
Ein Szenario (Standard-Pit) dauert 20 Minuten.
Diese Zeit ergibt sich aus der „Golden Hour of Shock“. Dabei rechnet man im Einsatzfall mit 20 Minuten für die Alarmierung und Anfahrt der Einsatzkräfte, weitere 20 Minuten für die Befreiung und Rettung aus dem Unfallfahrzeug und wiederum 20 Minuten für den Transport des Verletzten in das Krankenhaus. In Summe 1 Stunde innerhalb der Patient die beste vollkommenste Heilungschance ohne Folgeschäden hat.
Wie lange dauert ein Complex Szenario?
Für ein Complex Szenario ist eine Dauer von 30 Minuten vorgesehen.
Es unterscheidet sich im Wesentlichen zum Standard-Pit dadurch daß zwei Personen zu retten sind. Die Herausforderung dabei besteht darin, daß sich beide Medics parallel um zwei verletzte Personen kümmern müssen, und dann entsprechend dem Verletzungsmuster die Reihenfolge der Rettung priorisiert werden muß. Der Rest vom Team ist ebenso mehr gefordert, da der 2nd Medic von Anfang an mit der Patientenversorgung beschäftigt ist und beide Patientenrettungen durchgeführt werden müssen.
Ausrüstung am Veranstaltungsplatz?
Die technische Ausrüstung wird grundsätzlich vom Veranstalter gestellt und besteht im Wesentlichen aus Ausrüstungsgegenständen die in jedem Rüst-Lösch-Fahrzeug enthalten sind. Weiteres stehen die neuesten Geräte und Werkzeuge der Firma Weber Rescue Systems zur Verfügung. Es steht jedoch jedem Team frei ihre eigene Ausrüstung zu verwenden. Diese Ausrüstung muss den gängigen Normen und Sicherheitsvorschriften entsprechen und vom Veranstalter bzw. Hauptschiedsrichter vor Veranstaltungsbeginn freigegeben werden.
Welche Schutzausrüstung ist erforderlich?
Eine vollständige persönliche Schutzausrüstung ist zu tragen. Weiters ist auch ein entsprechender Augenschutz (Schutzbrille) zu verwenden. Das Helmvisier bei gängigen Feuerwehrhelmen zählt nicht als Augenschutz sondern ist nur als Gesichtsschutz verwendbar.
Die Verwendung von geeigneten Schutzbrillen ist daher zwingend vorgeschrieben. Da auch das Glasmanagement gegebenenfalls durchzuführen sein wird, ist auch einen Mundschutz (mind. Klasse: FFP1) Pflicht. Schnittfeste Handschuhe und darunter Einmalhandschuhe.